Was sind Hebelzertifikate?
Hebelzertifikate sind beliebte Finanzinstrumente für Anleger, die mit einem geringen Kapitaleinsatz überproportionale Gewinne erzielen möchten. Sie ermöglichen es, auf steigende oder fallende Kurse eines Basiswerts wie Aktien, Indizes, Rohstoffe oder Währungen zu spekulieren. Der Hebeleffekt kann jedoch sowohl für als auch gegen den Investor wirken.
In diesem Artikel erfährst du alles Wichtige über Hebelzertifikate, deren Funktionsweise, verschiedene Arten sowie Chancen und Risiken für Anleger.
Wie funktionieren Hebelzertifikate?
Hebelzertifikate gehören zur Gruppe der strukturierten Produkte und sind eine Art von Derivaten. Ihr Wert leitet sich von einem Basiswert ab, wobei der Emittent einen großen Teil des Investments finanziert und der Anleger nur einen geringen Eigenkapitaleinsatz leistet.
Beispiel für den Hebeleffekt:
Ein Anleger kauft ein Hebelzertifikat mit einem Hebel von 5 auf den DAX.
- Steigt der DAX um 2 %, erhöht sich der Wert des Zertifikats um 10 %.
- Fällt der DAX um 2 %, sinkt der Wert des Zertifikats ebenfalls um 10 %.
Diese Mechanik bietet die Chance auf hohe Gewinne, birgt jedoch auch das Risiko erheblicher Verluste bis hin zum Totalverlust.
Arten von Hebelzertifikaten in Deutschland
Es gibt verschiedene Hebelzertifikate mit unterschiedlichen Eigenschaften und Risiken. Die bekanntesten sind:
1. Turbo-Zertifikate (Knock-Out-Zertifikate)
Turbo-Zertifikate, auch Knock-Out-Zertifikate genannt, sind hochspekulative Finanzprodukte mit einer Knock-Out-Schwelle. Wird diese erreicht, verfällt das Zertifikat wertlos.
- Long-Turbos: Profitieren von steigenden Kursen.
- Short-Turbos: Gewinnen an Wert, wenn der Basiswert fällt.
Je näher die Knock-Out-Schwelle am aktuellen Kurs liegt, desto höher der Hebel – aber auch das Risiko eines Totalverlusts. Aufgrund ihrer Transparenz sind Turbo-Zertifikate sehr beliebt, aber für Anfänger risikoreich.
2. Open-End-Turbo-Zertifikate
Diese funktionieren wie klassische Turbo-Zertifikate, haben jedoch keine feste Laufzeit. Der Anleger kann sie beliebig lange halten, solange die Knock-Out-Schwelle nicht erreicht wird.
Vorteile:
- Keine zeitliche Begrenzung.
- Möglichkeit, langfristige Trends zu handeln.
Risiko:
- Knock-Out-Schwelle bleibt bestehen.
- Hohe Volatilität kann zu schnellen Verlusten führen.
3. Faktor-Zertifikate
Faktor-Zertifikate zeichnen sich durch eine tägliche Anpassung des Hebels aus.
Unterschiede zu Turbo-Zertifikaten:
- Konstanter Hebel: Im Gegensatz zu Turbo-Zertifikaten bleibt der Hebel konstant.
- Pfadabhängigkeit: Langfristig kann die Performance durch Kursbewegungen beeinflusst werden.
Faktor-Zertifikate sind besonders für kurzfristige Trader geeignet, da sie keine Knock-Out-Schwelle besitzen.
Chancen und Risiken von Hebelzertifikaten
Hebelzertifikate bieten eine Reihe von Vorteilen, die sie für aktive Anleger attraktiv machen. Die Möglichkeit, mit einem geringen Kapitaleinsatz große Marktbewegungen zu handeln, macht sie insbesondere für Trader interessant, die kurzfristige Trends ausnutzen möchten. Zudem lassen sich sowohl steigende als auch fallende Kurse handeln, sodass Anleger flexibel auf verschiedene Marktszenarien reagieren können.
Gleichzeitig sind die Risiken erheblich. Durch den Hebel kann es schnell zu hohen Verlusten kommen, insbesondere bei Turbo-Zertifikaten mit Knock-Out-Schwelle. Hinzu kommt das Emittentenrisiko, da Hebelzertifikate von Banken ausgegeben werden und im Insolvenzfall wertlos verfallen könnten.
Für Anleger, die sich mit den Mechanismen und Risiken von Hebelzertifikaten vertraut gemacht haben, bieten sie jedoch eine Möglichkeit, ihre Handelsstrategien gezielt zu erweitern und Marktbewegungen effizient zu nutzen.
Fazit: Für wen sind Hebelzertifikate geeignet?
Hebelzertifikate sind ein leistungsfähiges Instrument für erfahrene Anleger, die gezielt von Marktbewegungen profitieren wollen.
- Turbo-Zertifikate bieten hohe Gewinnchancen, bergen jedoch Knock-Out-Risiken.
- Open-End-Turbo-Zertifikate sind flexibler und haben keine Laufzeitbeschränkung.
- Faktor-Zertifikate eignen sich für kurzfristige Strategien ohne Knock-Out-Gefahr.
Da Hebelzertifikate erhebliche Risiken beinhalten, sollten sie nur von trading-erfahrenen Anlegern genutzt werden. Eine umfassende Marktanalyse, Risikomanagement und erste Tests mit Demokonten sind dringend zu empfehlen, bevor echtes Kapital investiert wird.